Der Blick auf eine positive Zukunft erscheint vielen aktuell verstellt: Klimawandel, Krieg oder das drohende Absterben der sorbischen/wendischen Kultur machen es schwer, Perspektiven zu entwickeln. Gerade deshalb wollen wir über Themen sprechen wie Science-Fiction, Ethnofuturismus oder „serbska utopija“. Wir wollen überlegen, welche Inspirationen Minderheitenperspektiven und spezifische sorbische Themen zum Denken von (erfreulichen) Zukünften beisteuern können. Der Talk ist eine Einladung zum Mitdenken und Mitträumen. Arbeitssprache ist Deutsch.
20.01.2024, 18.00 Uhr, KuFa Hoyerswerda, Open Space
Wid na pozitiwny pśichod zda se młogim aktualnje zastajony: Klimowa změna, wójna abo grozece wótemrěśe serbskeje kultury gótuju śěžko, perspektiwy wuwijaś. Rowno togodla comy wó temach powědaś ako science-Fiction, etnofuturizm abo „serbska utopija“. Talk jo pśepšosenje k sobupóstajenju a cowanju. Źěłowa rěc jo nimšćina.
Moderation: Daniel Häfner-Kamjenaŕ, Input von Karoline Schneider (Bauhaus Universität Weimar) und kurzen Beitraägen von Hella Stoletzki (sorbische Künstlerin) und Maja Nagel (angefragt)
Hintergrund / pozadk / slězyna
Zukunft ist irgendwie immer. Wir planen Festivals oder den nächsten Einkauf. Wir können absehen, dass Drohnen und KI unsere mittlere Zukunft beeinflussen werden. Noch in den 1980er Jahren war der „technisch-wissenschaftliche“ Fortschritt das zentrale Mantra und Fernziel der beiden gesellschaftlichen Systeme.
Im Kontext des Konzeptes des Buen Vivir (Gutes Leben/Sumak Kawsay) haben beispielsweise Indigene Lateinamerikas formuliert, dass es ihr (Entwicklungs-)Ziel sei, in Harmonie mit sich selbst zu leben, mit den Mitmenschen und mit der Natur.
Im Bereich des Sorbischen gibt es viel dystopisches, so schlafen Sprache und dann auch die Kultur langsam ein, das Sorbische verschwindet aus dem Alltag vollständig. Dagegen muss dann – auch durch Maßnahmen im Strukturwandel – angegangen werden.
Mit 100.000 Sorbisch-Sprechenden haben die Domowina und das Projekt Zari zumindest einen Zielwert festgelegt, auf den hingearbeitet werden kann. Auch das Thema der Selbstbestimmung ist immer wieder relevant – historisch beispielsweise nach dem ersten Weltkrieg, derzeit wird von verschiedenen Akteuren eine Selbstbestimmung im Bereich von Bildung und Kultur diskutiert.
Doch wie werden wir in Zukunft leben? Oder besser: Wie wollen wir leben? Wie könnte ein gutes und gelingendes (sorbisches) Leben Leben im Jahr 2100 aussehen?
Karoline Schneider und ich wollen keine geschlossene Utopie vorstellen, sondern Fluchtlinien ansprechen, anhand derer wir – gemeinsam – eine sorbische Zukunft überhaupt erst wieder denkbar machen wollen. Dafür schauen wir etwas zurück und geben Beispiele aus anderen indigenen Futurismen und den weltweiten Ethnofutrismen. Und ja, es darf geträumt werden!
Schlagworte sind: Utopie, serbska utopija, Ethnofuturismus, Science Fiction, Fortschritt, gelingendes Leben, Strukturwandel